Samstag, 22. Januar 2011

Verwirrung

Vorne weg: das Essen in dem Restaurant war ausgezeichnet.

Speisekarten in Beizen regen mich immer wieder zum Schmunzeln an. Im Ausland fast noch mehr, wenn die ach so internationalen Gastronomietempel (sprich das all-you-can-eat-for-4 pounds 99 chinese restaurant irgendwo in England) Speisekarten in verschiedenen Landessprachen anbieten. Da habe ich schon so katastrophale Beispiele gesehen, dass ich mir schon ernsthaft überlegt habe, ob wohl ein Speisekarten-Übersetzdienst Erfog hätte. NOCH ein geheimer Traumberuf für mich. Aber wenn dann alle Menüs richtig übersetzt wären, würde ich ja allen weiteren Touris den Spass und zugleich eine Erinnerung an die Ferien nehmen. Das wäre schon fast geplanter Diebstahl. Deswegen hab ich mich bisher immer entschieden, keine solche Übersetzungen anzubieten.


Trotzdem schaue ich weiterhin kritisch jede Speisekarte an. Und als Vegi bin ich immer sehr erfreut, wenn die vegetarischen Gerichte klar gekennzeichnet sind. Noch angenehmer ist es, wenn es sogar einen Abschnitt in der Karte für Vegis gibt. So gesehen auch in einem urchigen Restaurant in der Nähe von Solothurn. Ich musste dann doch etwas lachen, als ich das unterste Menü ansah. Aber getraut das zu bestellen habe ich mich dann doch nicht.
Published with Blogger-droid v1.6.5

Dienstag, 21. Dezember 2010

Fliegende Zeit

Heute habe ich eine Stunde verloren.

Ich verabschiedete mich um halb sieben. Ging kurz in einen Laden, etwas anschauen. Dann zum Banhnof. Verpasste den zwölfnach Zug um zwei Minuten. Liess beim Bankomant Geld raus, um am Take Away-Stand ein Stück Pizza zu kaufen. Setzte mich auf ein Wartebänkli und nahm halt den Zug um halb. Also eine Stunde nach der Verabschiedung.

Der Zug fuhr pünktlich ab. Fünf Stationen weiter sah ich auf die Bahnhofsuhr. Sie zeigte acht Uhr siebenundvierzig. Ich erschrak, denn: Nach meiner Zeitrechnung sollte es SIEBEN Uhr siebenundvierzig sein.

Sofort schossen mir viele Fragen durch den Kopf. Wo ist meine Stunde geblieben? Und was habe ich in dieser Stunde gemacht? Wo war ich? Etwa verschwunden? Was haben alle Leute sonst in dieser Stunde gemacht? Haben sie auch eine Stunde verloren? Und wie kann man auf dem Weg zum Bahnhof eine Stunde verlieren? Mir wurde kurz richtig gschmuch. Zwei Stationen weiter zeigte die Bahnhofsuhr sieben Uhr neunundvierzig. Ich hatte meine Stunde wieder.

Froh darum, dass meine Stunde wieder da war, ärgerte ich mich schon fast wieder darüber. Es wäre doch viel spannender gewesen, wäre die Stunde verschwunden geblieben. Trotzdem schön, wenn man etwas Gesuchtes und Vermisstes schneller wieder findet, als erwartet.


-> Das Lied zum Text: Porcupine Tree - Time flies

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Der Mond, der Kühlschrank und ich

An Tagen wie diesen bin ich immer froh, dass ich in einem Land lebe, in dem es 4 ausgeprägte Jahreszeiten gibt. Auch ich bin jemand, der zu Beginn einer neuen Jahreszeit immer Mühe mit der Umstellung hat. Plötzlich bin ich frühlingslaunisch, sommerfaul, herbstbetrübt oder wintermüde. Und trotzdem ist es immer wieder schön, wie der erste Wintereinbruch die Menschen überrascht. Wie wenn es nicht jedes Jahr das Gleiche wäre. Alle haben wir Winterschuhe, Winterkleider, Winterpneus, Winteralles. Doch wenn der erste Schnee fällt, ist es jedes mal so, wie wenn es der erste Schnee überhaupt wäre.

Vor allem hat der Schnee dieses Jahr gut in den Kalender geschaut. Pünktlich auf den 1. Dezember deckt er alles zu. Nun hat man also wirklich Zeit, zu Hause zu sitzen und die Adventszeit zu geniessen. Vor allem in der dunklen und kalten Jahreszeit ist es wichtig, dass man sich auch mal etwas Gutes tut. Meine Philosophie deshalb: Jeden (ja, wirklich jeden) Tag 15 Minuten Zeit einrechnen und etwas tun, was einem glücklich macht.

Hier eine (natürlich sehr subjektive) Auswahl an Vorschlägen:
- Das Betty Bossy Backbuch aufmachen und raussuchen, welche Guetzli man backen will.
- Einen Glühwein mit jemandem trinken, den man lange nicht gesehen hat.
- Laut fluchen und motzen, was das Herz begehrt.
- Wieder mal Klavier spielen.
- Zur täglichen Tasse Milchkaffee ausnahmsweise ein Reiheli Schoggi essen.
- Eine Fertigsuppe machen und im TV 10 Minuten Werbefernsehen schauen.
- Online eine neue CD kaufen.
- Eine alte Lieblings-CD ausgraben und lauthals mitsingen.
- Lange warm duschen.

oder mein heutiger Favorit:
- In der Nacht spazieren gehen, dabei tief einatmen so dass es richtig sticht vor Kälte in der Nase und sich bei jedem Schritt über das unverwechselbare Knirschen des Neuschnees unter den Schuhen freuen.

Das Lied zum Text gibts hier!


Samstag, 30. Oktober 2010

Der Beweis.

Man kann sich jahrelang mit einem Thema beschäftigen und trotzdem immer noch auf Fragen stossen, welche sich nicht beantworten lassen. Weder mit guter Argumentation, noch mit genügend Überzeugung.
Beim Thema Naturschutz scheiden sich zum Beispiel die Geister (oder zumindest meine Geister) oft an der Frage, wie sehr man in die natürliche Entwicklung eingreifen soll, um die Natur zu schützen. Ich frage mich ja dann, ob man die Natur wirklich vor sich selbst schützen soll.

Diese Woche war ich als Teil einer Schar motivierter Studenten zu Gast bei der Pro Natura Schweiz in Basel. Am Nachmittag durften wir die praktische Arbeit dieser Organisation direkt betrachten. Von den Verantwortlichen wurden wir duch eines der Naturschutzgebiete von Pro Natura Basel geführt. Bei der Begehung des Gebietes fiel vom Projektchef der Pro Natura dann der bemerkenswerteste Satz der letzten Woche.

Die Situation war die Folgende: Wir stehen mitten im Naturschutzgebiet. Darin sollen vor allem die schönen Wiesenstandorte geschützt werden. Das Gebiet grenzt jedoch an den Wald und innerhalb der Wiesen befinden sich einige Sträuchergruppen. Alles schön und gut, das wertet ja den Lebensraum durchaus auf und trägt zur vielbeschworenen Biodiversität bei. Die Natur bleibt aber bekannterweise nie im aktuellen Zustand, das Zeug will ja wachsen und vor allem wuchern. Um die Wiesen zu erhalten, ist es deshalb nötig, jedes Jahr ungewollte Pflanzen auszureissen und weitere Pflegemassnahmen durchzuführen. In diesem Zusammenhang sagte der Projektchef den Satz: "Hier kämpfen wir ständig gegen die Natur."

Das Raunen der versammelten Studentenschaft war natürlich vorprogrammiert. Eine Naturschutzorganisation kämpft in einem Naturschutzgebiet gegen die Natur. Ist das jetzt logisch oder paradox? Kann die Natur wirklich geschützt werden, indem man sie zurecht stutzt?

Es ist ja häufig so, dass die Öffentlichkeit aufschreit, wenn irgendwo ein Baum gefällt wird. Bedenkt aber das nächste mal, dass durch das Verschwinden des Baumes zig andere Arten von Pflanzen und Tieren eine Überlebensmöglichkeit bekommen können. So auch im Naturschutzgebiet in der Nähe von Basel. Dadurch, dass man dort gegen die Natur kämpft, werden einzigartige Lebensräume für Flora und Fauna erhalten, die sonst im natürlichen Verlauf einfach verschwinden würden.

Aber wie gesagt, selbst nach Jahren finde ich längst nicht zu allen Fragen eine sinnvolle Antwort. Aber eines weiss ich: Die Zukunft muss grün werden! Der Beweis dazu lieferte der Anfahrtsweg zum Naturschutzgebiet. Die Aussage der Tramanzeigetafel ist unmissverständlich: Die neue Welt wird grün.



Deshalb unterstütze ich den Wahlspruch der Pro Natura: Mehr Natur - überall!

Mittwoch, 22. September 2010

Kinder an die Macht

Am Tag der Bundesratswahl werde ich immer etwas patriotisch. Obwohl ich mich regelmässig ab den Politikern und Politikerinnen ärgere, solche Wahlen packen mich immer. Ich bin dann jeweils grausam stolz auf unsere Basisdemokratie, auch wenn sie nicht über alle Zweifel erhaben ist. Auch finde ich wunderbar, dass in unserem Land einfach jeder Füdlibürger seine Meinung sagen und vertreten darf. Klar stimmen die Äusserungen kaum je mit meiner eigenen Meinung überein, was wohl auch der Grund ist, warum ich mich so häufig über die Politik ärgere. Schrecklich finde ich vor allem, wenn irgendwelche Meinungen als die absoluten Wahrheiten hingestellt werden, obwohl sie überhaupt nicht den "bewiesenen" Fakten entsprechen.

Vor ein paar Tagen auf dem Heimweg, fiel mir diese Tatsache mal wieder deutlich auf. Ich wurde mit einer klaren Meinung und Aussage konfrontiert, bei der ich wieder mal nicht sicher war, ob ich mich darüber ärgern soll oder nicht.

Nämlich stiess ich auf den letzten 200 Metern meines Heimwegs auf eine harmlose Kinderzeichnung mit Kreide am Boden. Die Kinder hatten wohl das Verfolgungsspiel gespielt, in dem eines vorausrennt und Pfeile am Boden hinterlässt, damit alle andern der Spur folgen können. Ich ging schon eine Zeit lang den Pfeilen nach, weil diese halt zufälligerweise meinen Heimweg markierten. Doch plötzlich fand ich diese Zeichnung auf dem Boden:




Einige Pfeile mit dem Wort "Arschlöcher" darunter. Sozusagen: alle Arschlöcher hier entlang. Zuerst fand ich das ziemlich lustig. Dann wurde mir jedoch bewusst, dass auch ICH wohl ein Arschloch sein muss, da ich ja 1. den Pfeilen gefolgt bin und 2. dies auch weiterhin tun würde, da das der einzige schmale Fussweg zu meinem Haus war. Nur noch halb schmunzelnd ging ich weiter und verdrängte den Fakt, dass ich grad die Arschloch-Linie überschritten hatte. Ein paar Meter weiter folgte die nächste, noch deutlichere Zeichnung:



Die klare Aussage lautete hier: "Wer einen Regenschirm hat ist ein Arschloch." Natürlich war das Wetter an diesem Tag wechselhaft und ich hatte einen Regenschirm in der Tasche dabei. Nun war es also amtlich. Zwei mal war ich deutlich als Arschloch erkannt worden.

Das erinnerte mich doch stark an die Politik. Jemand brüllt laut seine Meinung in die Welt und es wird sofort als Tatsache aufgenommen. Je lauter das Gebrülle, desto tatsächlicher, ein einfacher Zusammenhang. Diesen Gedanken im Hinterkopf dachte ich dann doch darüber nach, ob ich wohl wirklich ein Arschloch sei. Nur weil jemand mir das sagt, muss es doch nicht so sein, oder?

Um mich selbst zu beruhigen beschloss ich dann für mich, dass wohl das Kriterium Regenschirm nicht ausreicht, um meinen Charakter wirklich zu beurteilen. Trotzdem tat es mir gut, mal wieder über eine ungeschminkte Meinung nachzudenken. Auch wenn es vielleicht nicht der Wahrheit entspricht, finde ich doch, dass sich alle häufiger darüber Gedanken machen sollten, ob sie vielleicht ein Arschloch sind. Und vielleicht sollte es auch häufiger vorkommen, dass einem deutlich Arschloch ins Gesicht gesagt wird. Auch wenn es "nur" eine Meinung ist.