Man kann sich jahrelang mit einem Thema beschäftigen und trotzdem immer noch auf Fragen stossen, welche sich nicht beantworten lassen. Weder mit guter Argumentation, noch mit genügend Überzeugung.
Beim Thema Naturschutz scheiden sich zum Beispiel die Geister (oder zumindest meine Geister) oft an der Frage, wie sehr man in die natürliche Entwicklung eingreifen soll, um die Natur zu schützen. Ich frage mich ja dann, ob man die Natur wirklich vor sich selbst schützen soll.
Diese Woche war ich als Teil einer Schar motivierter Studenten zu Gast bei der Pro Natura Schweiz in Basel. Am Nachmittag durften wir die praktische Arbeit dieser Organisation direkt betrachten. Von den Verantwortlichen wurden wir duch eines der Naturschutzgebiete von Pro Natura Basel geführt. Bei der Begehung des Gebietes fiel vom Projektchef der Pro Natura dann der bemerkenswerteste Satz der letzten Woche.
Die Situation war die Folgende: Wir stehen mitten im Naturschutzgebiet. Darin sollen vor allem die schönen Wiesenstandorte geschützt werden. Das Gebiet grenzt jedoch an den Wald und innerhalb der Wiesen befinden sich einige Sträuchergruppen. Alles schön und gut, das wertet ja den Lebensraum durchaus auf und trägt zur vielbeschworenen Biodiversität bei. Die Natur bleibt aber bekannterweise nie im aktuellen Zustand, das Zeug will ja wachsen und vor allem wuchern. Um die Wiesen zu erhalten, ist es deshalb nötig, jedes Jahr ungewollte Pflanzen auszureissen und weitere Pflegemassnahmen durchzuführen. In diesem Zusammenhang sagte der Projektchef den Satz: "Hier kämpfen wir ständig gegen die Natur."
Das Raunen der versammelten Studentenschaft war natürlich vorprogrammiert. Eine Naturschutzorganisation kämpft in einem Naturschutzgebiet gegen die Natur. Ist das jetzt logisch oder paradox? Kann die Natur wirklich geschützt werden, indem man sie zurecht stutzt?
Es ist ja häufig so, dass die Öffentlichkeit aufschreit, wenn irgendwo ein Baum gefällt wird. Bedenkt aber das nächste mal, dass durch das Verschwinden des Baumes zig andere Arten von Pflanzen und Tieren eine Überlebensmöglichkeit bekommen können. So auch im Naturschutzgebiet in der Nähe von Basel. Dadurch, dass man dort gegen die Natur kämpft, werden einzigartige Lebensräume für Flora und Fauna erhalten, die sonst im natürlichen Verlauf einfach verschwinden würden.
Aber wie gesagt, selbst nach Jahren finde ich längst nicht zu allen Fragen eine sinnvolle Antwort. Aber eines weiss ich: Die Zukunft muss grün werden! Der Beweis dazu lieferte der Anfahrtsweg zum Naturschutzgebiet. Die Aussage der Tramanzeigetafel ist unmissverständlich: Die neue Welt wird grün.
Deshalb unterstütze ich den Wahlspruch der Pro Natura: Mehr Natur - überall!
Samstag, 30. Oktober 2010
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